Freitag, 11. November 2011

Die Rundreise beginnt - Agra

Wie vereinbart treffen wir am Morgen unseren Fahrer (Randheer Singh) vor dem Hotel. Wir sind froh, dass diese erste Hürde genommen ist – ohne Fahrer hätten wir neu planen müssen. Und so ganz sicher waren wir uns nicht, dass alles wie per Mail besprochen auch klappt…IMG_0589

Die Tour beginnt mit einer netten Autofahrt in Richtung Agra. Schon nach wenigen Kilometern ist uns klar, warum man als Europäer in Indien nicht Auto oder gar Motorrad fahren soll… Es ist schlicht lebensgefährlich sich an die bei uns geltenden Regeln zu halten. Die lokalen Regeln sind sehr komplex. Je nach Tageszeit und Sonnenstand ersetzt die Hupe den Blinker. Lichthupe wird nur von den wenigsten Verkehrsteilnehmern akzeptiert – sie ist einfach zu leise und da gefühlt 75% aller Fahrzeugbeleuchtungen defekt sind auch nur selten hell. Ab einer Fahrzeugmasse von mehr als 10 Tonnen müssen Blinker, Rückleuchte und mindestens ein Scheinwerfer per Definition defekt sein. Von diesen Fahrzeugen werden Richtungswechsel durch Hupen und/oder langsamen Spurwechsel eingeleitet. Hier ist es für die übrigen Verkehrsteilnehmer überlebensnotwendig rechtzeitig zu hupen, da ab ab einem gewissen “point of no return” der weitere Spurwechsel ohne weitere Rücksicht durchgeführt werden darf. Für Autos gilt also hauptsächlich, dass vor dem Überholen von LKW gehupt werden muss – je nach Kurzzeitgedächtnis des LKW-Fahrers auch während des gesamten Überholvorgangs. Außerdem müssen Tuk-Tuks zwingend überholt werden. Hier darf auch auf sonstige Verkehrsteilnehmer wir Radfahrer oder Fußgänger keine Rücksicht genommen werden. Sollte es notwendig sein auf einer vier- bis achtspurigen Straße (eine durchschnittlichen deutsche Einbahnstraße mit beidseits parkenden Autos entspricht in Indien etwa einer 4-spurigen Landstraße) die äußere Spur des Gegenverkehrs zu benutzen um ein Tuk-Tuk zu überholen, sollte dies auch getan werden. In Ausnahmefällen darf sogar der gegenüberliegende Fußgängerweg benutzt werden, jedoch nur wenn dort auch ausreichend Menschen sind die man “aus dem Weg hupen” kann. Für Tuk-Tuks hingegen gelten kaum Regeln. Weder bei der Bauweise noch bei der Benutzung. Ziel der Benutzung scheint nur zu sein, den Fahrgast noch lebend bis zum Zielort zu bringen (da er sonst in der Regel nicht mehr zahlt!).

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Akbars Mausoleum: Sikandra, nördlich von Agra. Das Mausoleum des berühmtesten Mogulherrschers Akbar.

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Allerhand Tiere haben wir hier bisher schon frei umherlaufend zu Gesicht bekommen: Affen, Kühe, Ziegen, Gemsböcke, Esel, Papageien, Hunde (sehr viele, wir sind froh, Tollwut geimpft zu sein!) und natürlich Kühe soweit das Auge reicht… Diesen Affen fanden wir besonders lustig.

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Unser erster Stopp in Agra: Das sog. Baby Taj Mahal “Itmad-ud-Daulah” (Säulen des Staates), Grabmal von Mirza Ghiyas Beg (1. Minister und Schwiegervater von Kaiser Jahngir). Es ist das erste Bauwerk komplett mit Marmor verkleidet aus der Mogulzeit und gilt (wenn auch deutlich kleiner und mit nicht ganz so harmonischen Proportionen) als Vorläufer des Taj Mahal.IMG_0676IMG_0673

Und dann… Am Abend unser erster Blick auf das Taj Mahal vom anderen Ufer des Flusses Yamuna aus betrachtet. Beim näheren Hinschauen kann man die Horden Touristen erkennen, welche sich um das Gebäude reihen. Wie wir am nächsten von unserem Guide erfahren, stehen die Besucher häufig am Nachmittag in einer Schlange rund um das Taj Mahal um nach stundenlangem Warten für wenige Sekunden um ins Mausoleum zu gelangen – hoffen wir, dass uns das erspart bleibt.

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Schön, beeindruckend, mystisch – auch aus der Ferne!

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Am nächsten Morgen treffen wir uns mit unserem Guide um 6 Uhr vor dem Ost-Tor des Taj-Mahal und staunen nicht schlecht, als wir vor offizieller Öffnungszeit des Tores schon eine laaange Schlange Touristen erblicken, in welche wir uns müde, aber voller Vorfreude einreihen. Männer rechts, Frauen links.

Die Sonne geht etwa um 6.30Uhr auf und um etwa diese Zeit gelangen wir dann endlich durch das Osttor auf den Vorplatz Chowk-i-Jilo Khana, wo wir durch das Main-Gate dann in Nebel gehüllt (der leider auch verhindert, dass die aufgehende Sonne zunächst in irgendeiner Weise den weißen Marmor glänzen lässt) zunächst wiederum Unmengen Touristen (um 6.30Uhr!) und dann das Taj Mahal erblicken. Die Bilder transportieren die Stimmung leider nicht vollständig; ja, wir waren ergriffen, als da vor uns plötzlich aus den Nebelschwaden dieses riesige Bauwerk auftauchte. Mystisch. Tatsächlich eine “Träne im Antlitz der Ewigkeit”. Die Besichtigung der Grabstätte im Inneren des Taj war zu so früher Stunde noch gut möglich. Unser Füher konnte uns sogar in der Grabkammer Einzelheiten über die beiden Ausgestellten Grabrepliken sowie die Baulichen Finessen des Gruft erläutern. Leider ist das Fotografieren im Inneren verboten. Dies musste offensichtlich auch eine deutsche Touristin erfahren. Wir hörten vor dem Taj ihre Reisebegleiter diskutieren, wie wohl das Sicherheitspersonal mit der Dame verfahren würde – sie hatte offensichtlich das innerste des Heiligtums zu Fotografieren gewagt. Zum Zeitpunkt des Gespräches war die Dame schon “abgeführt” worden und weder die Gruppe noch ihr Guide hatten eine Ahnung wann sie sie wiedersehen würden. Der Guide war jedoch guter Hoffnung, dass sie in 1-2 Stunden wieder “freigelassen” würde. ZUM GLÜCK konnte Stefan sich beherrschen – er hätte mit Sicherheit in der dunklen Kammer auch noch den Blitz benutzt… (Todesstrafe?!)

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Danke Nemaj für die vielen Informationen und Erläuterungen, welche uns Hintergründe des Taj Mahals haben verstehen lassen!

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Das Rote Fort von Agra ist ein altes, immer noch zu großen Teilen militärisch genutztes Fort. Hier sind bis heute Soldaten stationiert. Aus diesem Grund ist nur ein kleiner Teil des historischen Bauwerks ( etwa 1/4 der Fläche) für Touristen zugänglich. Red Fort

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Durch dieses Fenster konnte man aus der Ferne erneut einen Blick auf das Taj Mahal werfen, welches dieses mal fast vollständig im Nebel versank. Mit bloßem Auge gerade so zu erkennen, auf den Fotos erst nach maximaler Nachbearbeitung zu entdecken…

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Essen! Leckere Thali und Lydia riskiert das erste Mal etwas (siehe Glas mit trübem Getränk, Lime-Juice)– auch am Abend des gleichen Tages: noch kein Durchfall! Unsren Mägen geht es gut, aber wir sind doch auch ganz schön vorsichtig… Es gab noch KEIN Fleisch für mein Schatzi!!!

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Impressionen aus Agra

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