Freitag, 11. November 2011

Fatehpur Sikri und Keoladeo–Nationalpark bei Bharatpur

Fatehpur Sikri: Unesco Welt Kulturerbe, einstige Hauptstadt des Mogulherrschers Akbar. Die Stadt wird auch “Geisterstadt” genannt, da sie schon kurz nach ihrer Erbauung aus unklaren Gründen wieder verlassen wurde. Seither diente sie nie wieder als Residenz eines Mogul-Herrschers. Die Stadt wurde zu weiten Teilen wieder aufwändig renoviert. Die ganze Anlage beeindruckt durch ihre Weitläufigkeit und die Ausmaße der Gebäude. Wie so viele Sehenswürdigkeiten wird sie im Laufe des Vormittages von vielen Reisebussen angefahren, weshalb sie sich rasch mit Besuchern füllt. Der Eintritt beträgt 260 Rupien p.P. und 2x5 Rupien für den notwendigen Bustransfer. Für ein ordentlich gepflegtes und wirklich beeindruckendes Kulturerbe ein gerechtfertigter Preis.

IMG_1051IMG_1057IMG_1077IMG_1091

Keoladeo National Park bei Bharatpur. Was soviel wie dichter Wald bedeutet. Dieses Gebiet war jahrelang ein Jagdgebiet und wurde 1956 unter Naturschutz gestellt, 1982 zum Nationalpark und 1985 zur Unesco World Heritage Site erklärt. Er ist besonders für seine reiche Vogelpopulation (ca. 375 unterschiedliche Vogelarten wurden hier gezählt) bekannt. Er ist ca. 29km² groß und kann zu Fuß, mit dem Fahrrad oder der Rikscha erkundet werden. Der Hauptweg von ca. 6km länge kann mit der Rikscha befahren werden. Von diesem gehen ein paar Wege seitlich ab, möchte man diese erkunden muss man dies zu Fuß tun. Der Park ist hauptsächlich für Vogelenthusiasten interessant. Jeder Rikschafahrer macht den Besucher selbst auf den kleinsten Vogel in der höchsten Spitze eines Baumes aufmerksam. Das Interesse des Fahrers seinen Besuchern nach Möglichkeit jeden einzelnen Vogel vorzustellen liegt in der zeitbasierten Abrechnung begründet. (Andere Tiere im Park, welche bestaunt werden könnten, z.B. Pythons, muss der Besucher auf eigene Faust suchen – das Auge der Guides ist ausschließlich auf Vögel ausgerichtet.) Unsere Tour umfasste eine Rikschafahrt am Hauptweg entlang, unterbrochen von zwei kleineren Spaziergängen (u.a. erfolglose Pythonsuche). Während uns der Fahrer auf der Hinfahrt für jeden Vogel den er erspähen konnte vom Gefährt steigen lies um uns selbigen zu zeigen, entwickelte er ab einem gewissen Zeitpunkt der Rückfahrt eine uns bis dahin unbekannte Geschwindigkeit. Wieder am Ausgangspunkt angekommen wurde für 2h10min der Preis für volle 3 Stunden verlangt. (Jede angefangene Stunde zählt!) Da wir müde und durstig waren zahlten wir, da wir dem Fahrer ohnehin diesen Betrag als Trinkgeld aushändigen wollten. Auf ein weiteres Trinkgeld musste der Fahrer dann jedoch verzichten. Schließlich wurde uns auch der Grund für die plötzliche Beschleunigung unseres Gefährtes klar. Neben der Tatsache, dass der Fahrer knapp die 2 Stundengrenze überschritten hatte, sind besonders Touren am Abend und bei Sonnenuntergang gefragt. Somit hatte der Fahrer gleich erneut die Möglichkeit weiteren Besuchern den Vogelreichtum der Gegend nahezubringen und anschließend ein ordentliches Trinkgeld zu fordern. Nebenbei ist zu erwähnen, dass der Eintrittspreis für den Park erst kürzlich von 200 auf 400 Rupien pro Person erhöht wurde. Verglichen mit der Qualität anderer Sehenswürdigkeiten ist der aktuelle Preis recht hoch angesiedelt. Vogelenthusiasten sollten sich den Park nicht entgehen lassen und ruhig viel Zeit einplanen. Andere Touristen können sich die Zeit sicher auch interessanter, angenehmer und günstiger vertreiben.

CIMG9582CIMG9583IMG_1116IMG_1117

Zur Übernachtung haben wir heute voll und ganz unserem Fahrer vertraut, welcher (nach Rücksprache Preis und Standard) eine Unterkunft im Vorfeld telefonisch reserviert hat. Und wir wurden nicht enttäuscht! Super Zimmer, leckeres Abendessen im Garten (ja, es gibt gerade Moskitos, aber nein, Malaria-Gefahr besteht laut Einheimischen aktuell nicht), etc. (Sonar Haveli- nicht im Reiseführer zu finden , aber wirklich zu empfehlen.

IMG_1138

Anmerkung zu Stefans Beitrag heute: Ja, es ist ein wenig nervig und einfach schade, dass man eigentlich ständig das Gefühl hat, die Inder sind nur an einem des Geldes wegen interessiert (naja, so ist es ja eigentlich auch). Leider wird nach jedem noch so schönem Ereignis immer wieder ums Geld gefeilscht, selbst wenn eigentlich im Vorfeld alles besprochen ist (und man zwar nie super viel, aber eben doch immer etwas zahlen muss).

Die Rundreise beginnt - Agra

Wie vereinbart treffen wir am Morgen unseren Fahrer (Randheer Singh) vor dem Hotel. Wir sind froh, dass diese erste Hürde genommen ist – ohne Fahrer hätten wir neu planen müssen. Und so ganz sicher waren wir uns nicht, dass alles wie per Mail besprochen auch klappt…IMG_0589

Die Tour beginnt mit einer netten Autofahrt in Richtung Agra. Schon nach wenigen Kilometern ist uns klar, warum man als Europäer in Indien nicht Auto oder gar Motorrad fahren soll… Es ist schlicht lebensgefährlich sich an die bei uns geltenden Regeln zu halten. Die lokalen Regeln sind sehr komplex. Je nach Tageszeit und Sonnenstand ersetzt die Hupe den Blinker. Lichthupe wird nur von den wenigsten Verkehrsteilnehmern akzeptiert – sie ist einfach zu leise und da gefühlt 75% aller Fahrzeugbeleuchtungen defekt sind auch nur selten hell. Ab einer Fahrzeugmasse von mehr als 10 Tonnen müssen Blinker, Rückleuchte und mindestens ein Scheinwerfer per Definition defekt sein. Von diesen Fahrzeugen werden Richtungswechsel durch Hupen und/oder langsamen Spurwechsel eingeleitet. Hier ist es für die übrigen Verkehrsteilnehmer überlebensnotwendig rechtzeitig zu hupen, da ab ab einem gewissen “point of no return” der weitere Spurwechsel ohne weitere Rücksicht durchgeführt werden darf. Für Autos gilt also hauptsächlich, dass vor dem Überholen von LKW gehupt werden muss – je nach Kurzzeitgedächtnis des LKW-Fahrers auch während des gesamten Überholvorgangs. Außerdem müssen Tuk-Tuks zwingend überholt werden. Hier darf auch auf sonstige Verkehrsteilnehmer wir Radfahrer oder Fußgänger keine Rücksicht genommen werden. Sollte es notwendig sein auf einer vier- bis achtspurigen Straße (eine durchschnittlichen deutsche Einbahnstraße mit beidseits parkenden Autos entspricht in Indien etwa einer 4-spurigen Landstraße) die äußere Spur des Gegenverkehrs zu benutzen um ein Tuk-Tuk zu überholen, sollte dies auch getan werden. In Ausnahmefällen darf sogar der gegenüberliegende Fußgängerweg benutzt werden, jedoch nur wenn dort auch ausreichend Menschen sind die man “aus dem Weg hupen” kann. Für Tuk-Tuks hingegen gelten kaum Regeln. Weder bei der Bauweise noch bei der Benutzung. Ziel der Benutzung scheint nur zu sein, den Fahrgast noch lebend bis zum Zielort zu bringen (da er sonst in der Regel nicht mehr zahlt!).

IMG_0600

Akbars Mausoleum: Sikandra, nördlich von Agra. Das Mausoleum des berühmtesten Mogulherrschers Akbar.

IMG_0610

Allerhand Tiere haben wir hier bisher schon frei umherlaufend zu Gesicht bekommen: Affen, Kühe, Ziegen, Gemsböcke, Esel, Papageien, Hunde (sehr viele, wir sind froh, Tollwut geimpft zu sein!) und natürlich Kühe soweit das Auge reicht… Diesen Affen fanden wir besonders lustig.

IMG_0648

Unser erster Stopp in Agra: Das sog. Baby Taj Mahal “Itmad-ud-Daulah” (Säulen des Staates), Grabmal von Mirza Ghiyas Beg (1. Minister und Schwiegervater von Kaiser Jahngir). Es ist das erste Bauwerk komplett mit Marmor verkleidet aus der Mogulzeit und gilt (wenn auch deutlich kleiner und mit nicht ganz so harmonischen Proportionen) als Vorläufer des Taj Mahal.IMG_0676IMG_0673

Und dann… Am Abend unser erster Blick auf das Taj Mahal vom anderen Ufer des Flusses Yamuna aus betrachtet. Beim näheren Hinschauen kann man die Horden Touristen erkennen, welche sich um das Gebäude reihen. Wie wir am nächsten von unserem Guide erfahren, stehen die Besucher häufig am Nachmittag in einer Schlange rund um das Taj Mahal um nach stundenlangem Warten für wenige Sekunden um ins Mausoleum zu gelangen – hoffen wir, dass uns das erspart bleibt.

IMG_0706IMG_0709

Schön, beeindruckend, mystisch – auch aus der Ferne!

IMG_0727

Am nächsten Morgen treffen wir uns mit unserem Guide um 6 Uhr vor dem Ost-Tor des Taj-Mahal und staunen nicht schlecht, als wir vor offizieller Öffnungszeit des Tores schon eine laaange Schlange Touristen erblicken, in welche wir uns müde, aber voller Vorfreude einreihen. Männer rechts, Frauen links.

Die Sonne geht etwa um 6.30Uhr auf und um etwa diese Zeit gelangen wir dann endlich durch das Osttor auf den Vorplatz Chowk-i-Jilo Khana, wo wir durch das Main-Gate dann in Nebel gehüllt (der leider auch verhindert, dass die aufgehende Sonne zunächst in irgendeiner Weise den weißen Marmor glänzen lässt) zunächst wiederum Unmengen Touristen (um 6.30Uhr!) und dann das Taj Mahal erblicken. Die Bilder transportieren die Stimmung leider nicht vollständig; ja, wir waren ergriffen, als da vor uns plötzlich aus den Nebelschwaden dieses riesige Bauwerk auftauchte. Mystisch. Tatsächlich eine “Träne im Antlitz der Ewigkeit”. Die Besichtigung der Grabstätte im Inneren des Taj war zu so früher Stunde noch gut möglich. Unser Füher konnte uns sogar in der Grabkammer Einzelheiten über die beiden Ausgestellten Grabrepliken sowie die Baulichen Finessen des Gruft erläutern. Leider ist das Fotografieren im Inneren verboten. Dies musste offensichtlich auch eine deutsche Touristin erfahren. Wir hörten vor dem Taj ihre Reisebegleiter diskutieren, wie wohl das Sicherheitspersonal mit der Dame verfahren würde – sie hatte offensichtlich das innerste des Heiligtums zu Fotografieren gewagt. Zum Zeitpunkt des Gespräches war die Dame schon “abgeführt” worden und weder die Gruppe noch ihr Guide hatten eine Ahnung wann sie sie wiedersehen würden. Der Guide war jedoch guter Hoffnung, dass sie in 1-2 Stunden wieder “freigelassen” würde. ZUM GLÜCK konnte Stefan sich beherrschen – er hätte mit Sicherheit in der dunklen Kammer auch noch den Blitz benutzt… (Todesstrafe?!)

IMG_0777IMG_0784IMG_0828

Danke Nemaj für die vielen Informationen und Erläuterungen, welche uns Hintergründe des Taj Mahals haben verstehen lassen!

IMG_0851

Das Rote Fort von Agra ist ein altes, immer noch zu großen Teilen militärisch genutztes Fort. Hier sind bis heute Soldaten stationiert. Aus diesem Grund ist nur ein kleiner Teil des historischen Bauwerks ( etwa 1/4 der Fläche) für Touristen zugänglich. Red Fort

IMG_0879IMG_0886

Durch dieses Fenster konnte man aus der Ferne erneut einen Blick auf das Taj Mahal werfen, welches dieses mal fast vollständig im Nebel versank. Mit bloßem Auge gerade so zu erkennen, auf den Fotos erst nach maximaler Nachbearbeitung zu entdecken…

IMG_0891IMG_0891-1IMG_0914IMG_0946IMG_0964

Essen! Leckere Thali und Lydia riskiert das erste Mal etwas (siehe Glas mit trübem Getränk, Lime-Juice)– auch am Abend des gleichen Tages: noch kein Durchfall! Unsren Mägen geht es gut, aber wir sind doch auch ganz schön vorsichtig… Es gab noch KEIN Fleisch für mein Schatzi!!!

IMG_0970IMG_0974IMG_0975

Impressionen aus Agra

IMG_0989IMG_0992IMG_0994IMG_0997IMG_1001IMG_1013

Indien–Anreise und der erste Tag

Es ist mal wieder so weit. Wir unternehmen eine kleine Reise. Sie wird uns nach Indien – genauer gesagt Rajasthan - und anschließend in den Süden Sri-Lankas führen.

Wie zu erwarten ist der Start der Reise natürlich in Frankfurt, von wo aus wir nach Doha starten. IMG_0513IMG_0525

Wir fliegen mit Qatar Airlines – bis Doha, wo bis zum Weiterflug nach Delhi noch ein dreistündiger Zwischenstopp geplant ist. Diesen sollte man nach Vorstellung der Airline am Besten mit Shopping im Airport verbringen. Warum sonst baut man einen Airport, dessen Innenleben neben einer Gepäckkontrolle und einer kleinen Essensbude nur aus Shops besteht, mitten in die Wüste?IMG_0542

Zum Glück hatten wir schon aus FFM eine gute Stunde Verspätung – so verkürzte sich die Zeit des ganz-sicher-nicht-Shoppens am auf gefühlte 15°C heruntergekühlten Gate deutlich.

Gegen 2 Uhr ging es dann mit einer etwas größeren Maschine – welche auch voll besetzt war – weiter nach Delhi.IMG_0549

Leider konnte ich einige interessante Dinge auf dem Flug nicht in Bild und/oder Ton festhalten, aber anmerken möchte ich sie doch.

- Warum muss ein schwerbehinderter der im Rollstuhl ins Flugzeug gebracht wird ausgerechnet im hinteren Drittel der Maschine einen Fensterplatz einnehmen wenn gleichzeitig viel geeignetere Plätze z.B. in der jeweils ersten Reihe durch gesunde junge Menschen besetzt werden. Stattdessen wird der schwerbehinderte von mehreren Hilfskräften über zwei Sitze bis hin zum Fenster gewuchtet. In einer vollbesetzten Maschine immerhin ein respektables Schauspiel welches dem Anschlussflug jedoch weitere 20 min. Verspätung einbrachte.

- Ein indischer Fluggast schaffte es während des Fluges wirklich gefühlt alle fünf Minuten eine Stewardess zu sich zu “zitieren”. Einfaches auf sich aufmerksam machen gelang ihm durch lautstarkes Rufen quer durch die ganze Maschine. Waren die Stewardessen aus seinem Bereich mit der Essensausgabe beschäftigt wurde auch gerne einmal der Steward aus der Business- oder ersten Klasse bemüht. Hatte er mal keine Wünsche, legte er sich mit quer über den Gang gestreckten Beinen “schlafen”. Interessanterweise überkam ihn immer eine plötzliche Müdigkeit wenn eine der freundlichen Stewardessen mit dem Getränke/Essens/Geschirrwagen an ihm vorbei wollte. Diese musste dann vorsichtig seine ausgestreckten Beine so zur Seite heben, dass der Wagen unseren speziellen Fluggast nicht rammte. Was mir persönlich aber am eindrucksvollsten erschien war die Tatsache, dass der besagte Passagier die letzten 45 Minuten des Fluges damit verbrachte eine offizielle Beschwerde einer Stewardess zu diktieren. Diese befasste sich hauptsächlich über mangelndes Essen, einen schlechten und unfreundlichen Service und andere Unzulänglichkeiten der Crew…

- Während ich mit dem Beobachten meines Sitznachbarn beschäftigt war, hatte Lydia (nicht im Sitz neben, sondern hinter mir) ein ganz anderes Problem. Der Fluggast hinter ihr schien es nachts um halb drei nicht akzeptieren zu wollen, dass sie zum Schlafen ihren Sitz in eine flachere Position bringt. Kurz nachdem sie ihre Lehne in “Schlafposition” gebracht hatte, wurde diese kommentarlos von hinten mit Gewalt wieder in die aufrechte Position zurück gedrückt. Dieses Spiel wiederholte sich mehrfach (auch nach freundlicher Bitte), bis ich Lydia anbot mit ihr den Platz zu tauschen. Ein Platztausch wurde dann aber doch nicht mehr nötig, da der irgendwann ebenfalls in liegender Position verweilende Fluggast  nun doch Lydias Bemühungen zumindest etwas zu schlafen nicht mehr im Wege stand.

In Delhi angekommen wurden wir schon von einem Fahrer des Hotels erwartet und zum Hotel gebracht.

IMG_0555IMG_0550

Unser Zimmer hier ist beschaulich, das “Fenster” hinter dem Vorhang führt zum Gang – bei offenem Vorhang ist es also eher ein “Schaufenster”…

IMG_0562IMG_0560

Nach einem kurzen “Mittagsschlaf” haben wir dann die erste kleine Erkundungstour durch Delhi unternommen. Morgen früh werden wir – wenn alles klappt – von unserem Fahrer am Hotel für die weitere Tour abgeholt… Wir sind sehr gespannt!

Das Wetter: angenehm warm (morgens kühl ca. 15°C, mittags um die 30°C), nur wenig Luftfeuchtigkeit, deshalb nicht so drückend, teils ein kleines Lüftchen – insgesamt sehr angenehm (auch für Stefan, wesentlich angenehmer als während meines ersten Indienaufenthaltes 2006).

 IMG_0564IMG_0565IMG_0569IMG_0570IMG_0574IMG_0584